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Grundlagen systemischer Beratung

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Zusammenwirken der theoretischen Grundlagen

Systemtheorien

Systeme bestehen aus Objekten. Sie sind zusammengesetzt. Sie sind multikausal und nicht linear, sondern als Regelkreis zu betrachten. Systeme sind mehr als die Summe ihrer Teile.

Soziologische Systemtheorie (Luhmann)

Soziale System bestehen aus Kommunikationen. Sie bleiben am Leben solange kommuniziert und entschieden wird. Es besteht eine Differenz zwischen System und Umwelt. Luhmann sieht Menschen in einem System als Umwelten.

Konstruktivismus (Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld)

Jedes System konstruiert seine eigenen Wirklichkeiten. Die Realität wird „konstruiert“ (Heinz von Foerster)

Nach Ernst von Glasersfeld zählt nur die Viabilität, nicht die Wahrheit der Welt. Diese wird ja von jedem System konstruiert. Es gibt viele verschiedene Landkarten der Welt (Luftfahrkarten, Straßenkarten, Topographische Karten, …) die für eine Gruppe von Menschen viable sind und für eine andere nicht. Zum Beispiel nutzen Piloten die Luftfahrtkarten, Autofahrer die Straßenkarten und Wanderer die Topographische Karten. Diese Karten sind für sie zu bestimmten Zeiten als Modell der Welt viable.

Autopoiese (Maturana und Varela)

Nach Maturana und Varela sind lebende Systeme operational geschlossen. Sie verwenden die Analogie der lebenden Zelle, die durch die Zellmembran nach außen abgegrenzt wird. Ein lebendes System kann nicht von außen gesteuert werden. Ein lebendes System erzeugt bzw. erneuert sich selbst und hält sich dadurch am Leben.

Ein soziales System, das auch ein lebendes System darstellt, erzeugt sich durch Kommunikation selbst und erhält sich damit am Leben (angelehnt an Luhmann).

Kybernetik 2.ter Ordnung oder Kybernetik der Kybernetik (Heinz von Foerster)

Der Beobachter der Beobachtung wird in das System miteingeschlossen und wird dadurch auch zum Teil davon, damit wird eine objektive Realität ausgeschlossen.

Trivial / Nichttriviale Maschinen (Heinz von Foerster)

Der innere Zustand eines lebenden Systems beeinflusst das Ergebnis. Daher kann auch, obwohl der Input bekannt ist, der Output nicht vorhergesehen werden. Die Anzahl an Möglichkeiten ist transcomputional. Lebende Systeme sind daher nicht berechenbar und steuerbar.

Für den Coaching-Prozess ergibt sich aus dem Zusammenwirken der oben genannten Theorien und der Vereinfachung einer komplexen Welt durch deren Theoriemodelle unter anderen folgende Erkenntnis:

Klienten-System (KS), Berater-Klient-System (BKS, Beratungs-System), Berater-System (BS)

Das Klienten-System (KS oder auch Heimatsystem) und Berater-System (BS) bilden bei Coaching-Prozess ein neues System mit neuen relevanten Umwelten und konstruierten Realitäten. Nur in diesem Berater-Klienten-System (Beratungs-System) sind dann Irritationen/Perturbationen möglich. Der systemische Beratungsansatz berücksichtig dies durch den Blick auf alle an das System (innen) angrenzenden Umwelten (außen). Eine Beratung eines KS inkludiert daher immer auch die anschließenden Systeme (Umwelten).

Literaturverzeichnis

Fischer-Epe, M., 2002. Coaching: Miteinander Ziele erreichen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Radatz, S., 2000. Beratung ohne Ratschlag. Wolkerdorf: literatur-vsm.

Radatz, S., 2006. Einführung in das systemische Coaching. Heidelberg: Carl-Auer Verlag GmbH.

Simon, F. B., 2006. Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus. Heidelberg: Carl-Auer Verlag GmbH.